Frühlingsgefühle

Ich gebe zu: Ich bin nicht besonders romantisch. Wenn dann schon ganz tief in mir drin. Irgendwo muss eine kleine Romantikerin verborgen sein, sonst würde ich mich kaum über Männer beschweren, die in den ersten paar Wochen ab und zu Blumen mitbringen, um es spätestens nach dem Satz „Also sind wir jetzt z’am…“ nie wieder zu machen. ABER auch eine vielleicht noch so unromantische Sabine wird weich, wenn der Frühling einsetzt. Sonntag war es so weit. Wie konnte mir bloß nicht auffallen, wie sehr mir die Sonnenstrahlen gefehlt haben und wie viele Geräusche mir in den tristen Monaten abgegangen sind?

Plötzlich lebt alles wieder. Ich auch. Ich verlasse in der Früh lächelnd das Haus, strahle, wenn unterm Bürofenster die Kinder im Hof spielen, reagiere selbst auf die allerdümmsten Fragen und Aussagen mit einem vielsagenden Lächeln. Der Busfahrer zwinkert mir freundlich zu (liegt es an meiner fast schon aufdringlichen Fröhlichkeit? Er sieht mich ja das ganze Jahr über…). Selbst in der vollgestopften U-Bahn finde ich alle Mitreisenden äußerst nett (na gut, nicht alle, aber fast alle) und mit einem Riesen-Grinser steige ich am Abend wieder aus dem Bus. Es riecht so, wie es riecht, kurz bevor ein Sommerregen auf uns herunter prasselt. Verdammt, ich bin Raucherin, warum rieche ich sowas überhaupt? Meine Nase ist für sowas doch gar nicht mehr geschaffen… Also wenn das Frühlingsgefühle sind, hätte ich die bitte gerne das ganze Jahr über. Oder in kleinen Dosen vom Arzt verabreicht. Der wäre dann vermutlich reich…