…und jetzt sprechen wir mal über Gewalt gegen Frauen

„Ob aus Rache, Liebe, Eifersucht, Neid oder Machtgier, die Motive für Mord lassen
sich fast immer auf sehr einfache Urinstinkte zurückführen“, heißt es in dem 2009 veröffentlichten Bericht des Österreichischen Bundesministeriums für Inneres zum Thema „Polizeiarbeit bei Mord“. Die Gründe, die Menschen zu Beziehungsmördern werden lassen, seien vielschichtig, steht darin außerdem: „Die Täter wollen sich vorzeitig das Erbe sichern, der Ehemann stört die neue Beziehung der Frau, die Partnerin strebt die Trennung an oder die Schwiegermutter meckert zu viel. Verzweiflung und das Unvermögen, mit der Situation zu Recht zu kommen, sind zumeist Auslöser dieser Taten. Zwischenmenschliche Probleme können Beziehungsmörder nur auf eine Art lösen: indem sie töten. Ein Großteil der Täter-Opfer-Paare war verheiratet. Ein erheblicher Teil lebte in Trennung oder Scheidung, oft aber immer noch in der gemeinsamen Wohnung.“ Übrigens sind (ebenfalls laut diesem Bericht) Messer bei Beziehungsmorden die am häufigsten verwendeten Tatwaffen.

Mitgefühl und Medienkritik

Warum manche Menschen (meistens sind es gerade bei Beziehungstaten eben Männer) nicht gelernt haben, etwa mit Zurückweisungen umzugehen bzw. sich anders auszudrücken als durch Gewalt, ist mir absolut unklar. Etwas in der Art scheint es auch gewesen zu sein, das Harald P. in Kärnten veranlasst haben dürfte, seiner getrennt lebenden Ehefrau gewaltsam das Leben zu nehmen. Niedrige Beweggründe oder was auch immer – ein Gericht wird das vermutlich klären. Angela P. nützt das alles leider nichts mehr. Sie ist tot. Ihre Kinder werden ohne ihre Mutter aufwachsen müssen. Und damit leben müssen, dass ihr Vater für die Tat wohl lange im Gefängnis sitzen wird (noch gilt wohl die Unschuldsvermutung, ich hasse diesen Begriff manchmal…). Den Hinterbliebenen wünsche ich ganz viel Kraft und Unterstützung in dieser schwerden Zeit!

Dass viele von uns derzeit weniger über Gewalt gegen Frauen als über die Form der Berichterstattung diskutieren, haben wir in dem Fall leider der Gratiszeitung Heute zu verdanken. Medienkritik bedeutet nun einmal auch, das Schüren rassistischer Vorurteile nicht durchgehen zu lassen. Medienkritik ist ein absolutes Muss in einer funktionierenden Gesellschaft. Danke u.a. auch an das Kobuk-Team, dass ihr solche Verstöße gegen journalistische Grundsätze immer wieder aufdeckt.

Aber ich möchte hier bewusst nicht näher auf die ekelhafte Berichterstattung eingehen, das habe ich bereits an anderer Stelle getan (siehe weiter oben). Ganz egal, welcher Glaubensrichtung, welcher Gesellschaft, welchen Werten sich jemand zugehörig fühlt – „Mord aus niedrigen Motiven“ begehen Menschen jeder Religion, jeder Gruppierung,… Das ist leider so und daher haben rassistische Äußerungen hier nichts verloren.

Mord im Familienkreis

Zum Thema Gewalt gegen Frauen möchte ich ein paar Fakten von der Website der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser zitieren. Und einmal mehr dafür plädieren, nicht wegzuschauen, wenn jemandem in unserer Umgebung Gewalt welcher Art auch immer angetan wird:

  • Laut Schätzungen betrifft Gewalt durch einen nahen männlichen Angehörigen in Österreich jede fünfte Frau.
  • Mehr als die Hälfte aller Morde passiert hierzulande im Familien- und Bekanntenkreis, 2010 lag bei mehr als 100 Fällen ein Verwandtschafts- bzw. Bekanntschaftsverhältnis vor. (Quelle: BM.I – Bundeskriminalamt 2011)
  • 3.448 Frauen und Kinder haben 2010 in den autonomen österreichischen Frauenhäusern und Frauennotwohnungen Zuflucht gefunden. (Quelle: AÖF 2011)
  • Polizeijurist Franz Bohrn kam in seiner unveröffentlichten Studie „Gewaltopfer Frauen“ zu dem Schluss, dass es in Wien rund einmal im Monat zu einem Mordversuch oder Mord im Familienkreis kommt. Die Opfer sind meistens Frauen und Kinder. (Quelle: Bohrn, 1991)

Also Augen auf! Es könnte uns alle treffen!