Posten statt Reden?

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Können Facebook & Co wirklich "echte" Unterhaltungen ersetzen?

Da gehe ich kränkelnderweise zum Billa ums Eck und komme mit einem Kopf voller Weisheiten zurück. Und da wusste ich: Es ist Zeit für eben diesen Blog.

Kurzum: Früher war alles anders. Man ging zum Greißler ums Eck und neben dem Wurst-, Brot- und Eier-Kauf erzählte man sich kurz gegenseitig von seinem Tag. Ein paar Anekdoten, ein bisschen Frust ablassen – danach ging alles gleich besser von der Hand. Oder man besuchte seine Nachbarn, die von denen man heute oft kaum mehr den Vornamen kennt. Gleichzeitig gab es Marktplatz und Kirche für den wöchentlichen bzw. sonntäglichen Austausch von News, Tratsch und Meinungen.

Und was ist heute? Wer gefrustet ist, schreibt eine Massen-E-Mail an alle, die ihn geärgert haben (könnten). Oder noch besser: Er schreibt eine Kurznachricht auf Facebook oder Twitter. Dann können es sowieso alle lesen und ihrerseits ihre Meinung dazu abgeben. Ob betroffen oder nicht – jeder kann seinen Senf dazu abgeben.

Wer würde sich mitten auf der Straße in eine Diskussion zwischen Fremden einmischen? Nicht? Auf Facebook machen wir das täglich – ganz ohne Genierer. Ist ja schließlich öffentlich. Und wenn Menschen auf unserer Freundeslisten stehen, sind sie Freunde, richtig? Da kritisiert der Benni öffentlich seine Kollegen und meine Wenigkeit postet – natürlich! der Benni und ich sind ja auch im wahren Leben die besten Freunde – gleich darunter ihre Meinung zu seinem Problem. Um sie kurz darauf zu revidieren und mich zu entschuldigen. Denn eines ist klar: Eigentlich kennen der Benni und ich uns nicht wirklich und eigentlich sind wir keine Freunde. Spätestens jetzt werden wir es möglicherweise auch nicht mehr. 😉

Das alles führte mich zur Frage: Kann Facebook wirklich den Greißler ums Eck ersetzen? Ist das überhaupt der Anspruch, den soziale Netzwerke erfüllen wollen? Wann haben wir aufgehört, miteinander zu sprechen? Und was ist mit menschlicher Wärme?