Zivilcourage

„Gemeinde legte sich quer: Abschiebung verschoben“ – so lautet eine heutige Schlagzeile, die leider zwischen anderen ein wenig untergeht. Dabei verdient diese kleine Schlagzeile mehr. Sie ist  ein Zeichen dafür, dass  Zivilcourage in unserer Gesellschaft vielerorts doch noch groß geschrieben wird. Eine Gemeinde spricht sich dafür aus, das eine scheinbar gut integrierte Familie in ihrem Kreis bleiben soll. Stellen sich damit Menschen über Gesatze? Ja – und das ist auch gut so. Denn Menschlichkeit muss immer über Gesetzen stehen. Und Menschen sollten immer menschlich handeln, wenn in ihrem Umfeld Unmenschliches passiert. Farbe bekennen lautet das Schlagwort. Schaut nicht weg, wenn um euch herum Dinge passieren, die euch widerstreben.Wir sind die Gesellschaft, wir sind der Staat. Wir müssen uns nicht alles von oben diktieren lassen. Auch wenn das jetzt noch so „links“ klingt (und ein Stück weit so gemeint ist, ich steh‘ dazu): Wer einmal selbst erlebt hat, wie viele rund um ihn herum einfach nur zugeschaut haben, wie vor ihren Augen Unrecht passiert ist, würde den Menschen in dieser Gemeinde wohl verständlicherweise einen Orden verleihen wollen.

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Update: Guido Tartarotti vom Kurier und ich sind einer Meinung – schön! (mich lesen zwar weniger, aber ich war trotzdem früher dran ;))
Aus dem KURIER vom 28.02.2010:

Courage
Die Zeit der Kulturskandale scheint vorbei zu sein. Das „Moser“-Stück in der Josefstadt regte niemanden auf. Die Kritik verriss es einhellig, allerdings nicht wegen seiner behaupteten historischen Brisanz, sondern weil es langweilig ist. Und der Versuch der Wiener FPÖ und mancher Medien, die (nicht subventionierte) Swingerclub-Installation in der Secession zum Kampagnisieren zu nützen, verdunstete im öffentlichen Desinteresse. Interpretieren wir das einfach einmal als erfreuliches Symptom wachsender ziviler Gelassenheit.
Fast unbeachtet hat sich dieser Tage etwas ganz anderes abgespielt: In einem bemerkenswerten Akt des kollektiven Ungehorsams haben die Einwohner eines vorarlbergischen Dorfs die Abschiebung (aufgrund eines Formalfehlers) einer bestens integrierten Familie verhindert. Das ist viel wesentlicher als die Diskussionen um ein schwaches Theaterstück oder künstlerisch wertvolles Gruppen-Ausgreifen im Museum. – GUITAR

Danke für Ihre Worte, Herr Tartarotti!