Aus dem Ei gepellt

Die kleinen Federbälle sind zwar noch nicht flügge geworden, aber sie können immerhin schwimmen. So gut, dass ich sie gefahrenlos an der Alten Donau aussetzen konnte. Aber zuvor habe ich noch einen Abend und einen ganzen Tag mit den kleinen Küken und ihrer Mama verbringen dürfen.

Von vorne: Gerade noch war die Ente, die meinen Balkon zu ihrer Brutstätte auserkoren hatte, beim Brüten. Sieben bis acht Eier hatte ich zuletzt gezählt und mir nicht weiter große Gedanken gemacht, denn bis zum Schlüpfen würde es ja noch dauern. Da hat sich die „Neo-Entenmama“ ganz schön vertan. Sitzt fröhlich beim Sushi-Essen mit einer lieben Freundin, natürlich am anderen Ende der Stadt, als das Handy klingelt. Meine Mama ist dran. „Kind, morgen frühstückt ihr zu zehnt“, der lapidare Kommentar am anderen Ende der Leitung. Ich gebe zu, dass ich eine Weile gebraucht habe, um zu kapieren, was sie meint. Kurze Schreckenssekunde, nachdem der Satz „Auf deinem Balkon laufen eine Ente und acht Küken herum“ nachgeworfen wurde. Hm… Lange Pause, ein etwas verzweifelter Blick rüber zu meiner Freundin, dann ein breiter Grinser, gefolgt von einem Dauerlacher. Meine Ente hat fertig gebrütet!! Und Menschenmama hat sie vorerst mit Semmelbrösel und Wasser notversorgt.

Kükensuppe

Als ich ein paar Stunden später nachhause gekommen bin, ist Mama Ente brav auf meinem bis vor kurzem noch schönen und sauberen Sitzpolster gehockt, unter ihr der achtköpfige Nachwuchs eng zusammengekuschelt. Naja, Sitzpolster hin oder her, was soll’s, Opfer muss man bringen. Die darauffolgende Nacht habe ich nicht sehr viel geschlafen. Ein bisschen beschäftigt einen die Sorge um die kleine Familie auf seinem Balkon ja doch. Umso größer war das „Hallo“ aber in den Früh. Da sind gleich mal die Hobby-Fotografen vorbei gekommen, dass wir ständig gesagt haben, wie süß die Kleinen sind, hat dem Ego sicherlich nicht geschadet – und alle halben Stunden hieß es eben füttern, Wasser nachfüllen und putzen. Ja, es stimmt wirklich: Enten haben einen gesunden Stuhlgang. Najaaaa. Aber der Anblick der putzigen Kerlchen, wenn sie der großen Ente noch leicht unbeholfen nachliefen oder den Suppenteller mit (Trink-)Wasser zum Planschen benutzen, hat mich für alles entschädigt. Süüüüüüß!

Wassertreten

Trotzdem war klar, dass ich einen Plan brauche. Nach wenigen Stunden Mutter- bzw. Entenschaft war Frau Ente bereits so nervös, dass sie ihre Küken wahrscheinlich vom Balkon fallen hätte lassen, wäre nicht (logo) alles verstellt gewesen. Klar, wer will schon eingesperrt sein? Wobei man schon sagen muss, dass ihr ja hoffentlich klar war, dass das Fortkommen aus dem 7. Stock etwas schwierig werden könnte. Also rasch ein paar Telefonate. Antwort 1 (von wem, sage ich nicht, aber man würde es nicht vermuten): „Die lassen sich dann eh vom Balkon fallen. Wenn sie es überleben, gut, wenn nicht, das ist eben die Natur.“ Na danke, Trottel. „Sorry, aber das ist schon ein bisserl hart, wir reden immerhin vom 7.(!!) Stock, guter Mann!“ Antwort 2 kam von Birdlife Austria: „Wenn Sie es schaffen, einfach Mutter und Küken in eine Schachtel setzen und am besten in Wassernähe aussetzen.“ „Und das geht wirklich? Finden die wieder zueinander?“ „Ja, in der Regel ist das so. Kein Problem, das klappt bestimmt!“ Danke, das hat nach einem guten Tipp geklungen – und so haben wir es auch gemacht. Danke an dieser Stelle auch an meine Helferinnen, die bis zu diesem Moment zwar noch nicht erprobte, aber perfekt aufgestellte „Entenrettungs-Truppe“ namens Vera und Gerlinde!

Also ab in eine Schachtel mit „Gräfin Quakula“ und in eine andere mit der Kükenschar. Sie haben sich erstaunlich wenig gewehrt, aber sich umso herzlicher begrüßt, als sie am Wasser wieder vereint waren. Da ist dann übrigens auch der Vater aufgetaucht (immerhin: treu sind die Viecher ja). Bin gespannt, ob sie nächstes Jahr wieder kommen. 😉

Ein paar Impressionen aus Entenhausen (danke an mein Bruderherz für die tollen Fotos!!):

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