Boston? Bagdad? Tot ist tot, traumatisiert ist traumatisiert.

Ich kann manche Diskussionen über den Bombenanschlag in Boston kaum noch aushalten. Man möchte schreien, wenn man die Bilder aus den USA sieht. Und ja, vielleicht geht es nicht allen Europäern so, aber genauso möchte man ich bei den Bildern schreien, die aus Bagdad und anderen Kriegsgebieten dieser Welt gesendet werden.

Aber bitte hört doch auf, das miteinander zu vergleichen. Nichts ist schlimmer oder harmloser als das jeweils andere. Wenn Menschen ermordet und verletzt werden, ist das IMMER schrecklich, unfassbar, grausam! Jeder dieser Menschen hat(te) Familie, Freunde, ein Leben – und er hätte das Recht, dieses Leben (unversehrt) weiterzuleben. Da spielt es letztlich auch keine Rolle, wie viele Menschen ermordet wurden. Und von wem. Und wie.

Was allerdings Fakt ist (für mich, ich denke aber, dass ich nicht die einzige bin): In einer Stadt wie Bagdad fühlt man wohl kaum so sicher wie in einer Stadt wie Boston. Das macht es nicht besser, keine Frage! Und dass für den scheinbaren Bombenanschlag gerade ein sportliches Großereignis wie der Bostoner Marathon gewählt wurde, sollte freilich ebenso wenig eine Rolle spielen. Es sind Menschen gestorben und es sind Menschen verletzt worden. Wohl haben manche Gliedmaßen verloren („verletzt“ klingt doch manchmal so verdammt harmlos). Und jene, die das Blutbad aus nächster Nähe miterleben mussten, sind vermutlich höchstgradig traumatisiert. Können wir es nicht dabei belassen? Oder müssen wir wirklich weiterhin aufwiegen, was nun schlimmer ist: Ein Anschlag auf einem Marktplatz in Bagdad oder ein Anschlag auf einen Marathon in Boston?

Ich jedenfalls sitze ziemlich sicher in meinem Wohnzimmer. Ich habe noch nie in meinem Leben Terror hautnah erlebt und ich bin froh darüber. Aber ich wage wirklich nicht, mir aus meinem scheinbar sicheren Zuhause ein Urteil über Menschen zu bilden, die Schreckliches erlebt haben. Oder über Menschen, die darüber berichten, was heute Schreckliches, Unfassbares, Grausames passiert ist. Es IST schrecklich, unfassbar, grausam – egal, wo, wie und warum es passiert ist. Punkt.

Hoffentlich gibt es nicht noch mehr Opfer. Hoffentlich nicht noch mehr Anschläge. Weder hier noch dort auf diesem oder jenem Kontinent. Schimpft mich von mir aus „weltfremd“, aber ja, ich hoffe das sehr! Weil das Töten einfach aufhören muss. Überall auf der Welt!

Zum CNN-Video (Boston Marathon, Bombs)

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