ZUR ERSTEN, ZUR ZWEITEN…

Inmitten von Bauern und Händlern auf der einzigen Muschelauktion der Welt zu sein, ist eine Ehre. In Yerseke/NL ist das Ereignis allerdings kein allzu besonderes, immerhin findet die Auktion mehrmals (ich glaube zweimal) pro Woche statt. Dann laufen alle Muschelschiffe aus der Umgebung in den Königin-Juliana-Hafen ein, wo Muscheln zu Gold… naja Geld werden. Aus jeder Ladung werden Proben genommen, vermessen, gewogen usw. Hektisches Treiben. Nervosität. Werden die Muscheln den Ansprüchen der Händler gerecht werden? Letztere können an einer großen Tafel die Werte jeder einzelnen Ladung ablesen.

Im Auktionsraum finden sich immer mehr Menschen ein. Die Händler besetzen die ersten Reihen. Ich höre, es sei nicht gut, dass es immer weniger und dafür größere Zwischenhändler gebe. Das senke die Preise für die einzelnen Muschelbauern. Und auch die Händler können kaum zufrieden sein, betrachtet man teilweise die niedrigen Preise für Muscheln, die der Endverbraucher zahlt. Aber davon ist in dem großen Saal nichts zu bemerken.

Ein bärtiger (beim Durchsehen der Fotos fällt mir auf, dass er gar nicht bärtig ist, aber ich hatte ihn bärtig in Erinnerung. Also bleibt er bärtig.) Holländer eröffnet die Auktion. Jeder der anwesenden Händler kann mitbieten – am Ende erhält der Meistbietende den Zuschlag. Rund 30 Schiffe sind heute an der Reihe. Nach und nach werden sie aufgerufen. Immer wieder halte ich den Atem an. Und stelle an dieser Stelle fest, dass das nicht weniger spannend ist als ein Fußballmatch. Der Leiter der Auktion schlägt den Schlägel gegen die Glocke und ruft laut „Gesluiten!“ Was so viel heißt wie „Auktion beendet“. Es folgen der Name des Käufers und der Preis. „Unser“ Schiff ist im letzten Drittel an der Reihe. Bald danach verlassen wir die Auktion. Das ist der Unterschied zum Fußball: Heute muss ich nicht wissen, wie es ausgeht. „Wir“ haben nicht gewonnen. Aber auch in der Muschelzucht gibt es eben bessere und schlechtere Jahre.

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